Restselbstbild

Das Mittlere Tösstal

 

1. Teil

Kapitel 1

Die Brücke

 

Langsam schlich er sich der kleinen Brücke immer näher. Sie ist nicht, wie die meisten Brücken, hier im Wald ganz aus Holz. Die schlägt einen richtigen steinernen Bogen über den kleinen Bach. Nur manchmal kommt er grösser, nach Gewittern. Der Bogen ist hoch, ein Mensch kann problemlos darunter stehen. Wenn man nur oben drüber geht, wirkt das gar nicht so, denn der Bach hatte sich schon tief eingegraben, an dieser engen Stelle, des Wald Tobel.

Eine alte Stelle eben. Dies schoss es ihm durch den Kopf, und die Angst schnürte sich ihm noch enger um den Hals. Er wusste eigentlich gar nicht, wie er in all das rein kam. Heute Nachmittag sass er noch friedlich im Widder, und trank sein Kaffee. Er liebte es seinen ersten Kaffe im Widder zu trinken, und die Stunden zu nutzen, wo er noch halb im Schlaf. Und die ersten Gäste schienen, als seinen sie die letzten Zipfel seiner Träume, so farbig wie die Leute hier manchmal waren.

Ja das Träumen war bei ihm ganz stark. An manchen Tagen ging es Stunden bis er überhaupt richtig wach war. Dies schien heute den gleichen Lauf zu nehmen, wie jeden Tag. Bis da eine kleine Frau die Beiz betrat. Sie setzte sich ihm genau gegen über, was selbst in diesen Kreisen nicht ganz üblich war. Sie sprach mit ihm über belangloses, über Hanfläden, die immer schwieriger zu finden waren, und den starken Schnee, der seit fast zwei Tagen fiel.

Als sie wieder fort war, war ihm plötzlich  komisch, richtig schwindlig. Und immer wieder hörte er sie sagen vom Schnee, der nicht mehr aufhört. Und wie sie dann plötzlich wieder weg war, hatte er eigentlich gar nicht mitbekommen. Auch kannte  er ihr Gesicht nicht. Winterthur ist klein. Er kannte fast alle seiner Kreise.

Er zahlte und lief Richtung Kirche. Auf der anderen Seite der Kirche stand ein Brunnen, dort trank er immer einige kräftige Schlucke, um sich den süssklebrigen bittern Geschmack des Kaffees auszuspülen. Nach dem Trinken hatte er es lieber, wenn der Kaffe im Bauch wirkte und nicht zwischen seinen Zähnen. Die waren eigentlich schon lange alle ausgefallen, hätte man dem Zahnarzt geglaubt, der vor 10 Jahren, bei praktisch allen Wackelstadium 3 diagnostizierte. Wackelstadium 3 heisse, dass sie sich eigentlich schon am sich lösen sind, aus den letzten Resten Knochen die noch übrig waren. Aber eben bei ihm ging alles langsamer. Die Zähne hatten es wohl verschlafen auszufallen und waren alle noch drin. Der Schnee stand schon tief.

Während es den ersten Tag noch rückwärts schneite, So sagte er dem Wetter, wenn es pausenlos schneite, und doch der Schnee weg schmolz. Aber dann wurde es kalt über Nacht und schneite weiter, und eben jetzt, heute Nachmittag, schneite es immer noch. Auf dem gepfadeten Weg um die Kirche lag schon wieder 5 cm Neuschnee. Das Wasser kam ihm diesmal seltsam bitter vor. Und er krallte sich an der Brunnen Hahnenröhre, während er hastig trank.

Die klare Kälte des Wassers legte sich jedes Mal wie ein Kristall in seinen Bauch und strahlte auf über Schulter, bis hinaus in Fingerspitzen.

Doch diesmal nahm er nur wahr, dass er etwas krampfhaft hielt, in seiner Hand.

Er wusste gar nicht wie sich dieser kleinere Zettel in seiner Hand einschloss. Doch von wem er war, war ihm sofort klar.

Er sah eine kleine Karte mit der Brücke. Und darunter stand:

Geh sofort zum Bogen, dann ein kleiner Pfeil auf die Brücke. Es ist wegen dem Schnee.

Zuerst dachte er noch aus Spass er wolle dieser Brücke einmal nachgehen, doch jetzt ist ihm vergangen der letzte Spass, übrig blieb nur noch nackte Angst.

  

Kapitel 2

Der Traum

 

Einige Tage zurück hatte er einen seltsamen Traum. Er stand auf seinem Schulplatz, wo er früher zur Schule ging, gerade zum oberen Ende der Altstadt. Von das aus konnte man den Eschenberg sehen und auf der anderen Seite den Goldenberg. Doch dieses Mal konnte er sehen bis zum Uetliberg, der noch hinter Zürich liegt. Der Uetliberg war mächtig gross, gar bis zu den Wolken, und oben pulste ein blaues Licht. Er zog sich zurück in sein altes Klassenzimmer. Doch den Berg sah er immer noch, egal aus welchem Fenster er schaute, und das blaue Licht.

Plötzlich schoss der Berg immer höher, und war nun wie ein Turm. Ihm war als durchbrach er nicht nur Wolken, sondern auch noch das Sternendach. Etwas später sah er Freunde. Es waren nur wenige, mit total entsetzten Gesichtern, gezeichnet von tiefster Angst.

Und was sie erzählten war schrecklich.

Aber eben an das konnte er sich nicht mehr erinnern, er hatte wie gelähmt den Worten gelauscht, und sie sofort wieder vergessen.

Aber leider nur im Kopf. Geblieben war dieses Würgen im Hals, das ihn seit einigen Tagen nach lief.

 

Kapitel 3

Das blaue Licht

 

Bei der Brücke selber war dann alles ziemlich harmlos, das blaue Licht kam aus einer kleinen Tifany- Lampe erleuchtet von einer Kerze. Die Kerze war praktisch zu Ende. Daneben lag eine neue in einem Mauervorsprung.

Unter der Brücke war auch kein Schnee, den der Bach füllte die ganze Breite. Daneben lag ein Zettel mit der gleichen Schrift:

Wenn in den drei Molal Nächten kein blaues Lichtlein brennt, oder gar erlischt, ja dann wird es immer weiter schneien, bis alles vergessen in weisser Pracht.

Und er sah die weissen Tupfen auf erhöhten Steinen, wo sich der Schnee setzte, ins schwarze Bachbett.

Für einen kleinen Moment musste er lachen und es war als ob der Schluck vom Brunnen, unten bei der Kirche, erst jetzt seinen Magen erreichte. Und er spürte ihn wieder, den Wasserkristall, doch wie ihm schien 10-mal stärker und von seltsam blauer Kraft.

Er schaute auf seine Uhr. Es musste schon spät sein, doch es war erst halb drei. Mit klammen Fingern steckte er die neue Kerze an, an der alten, die genau in diesem Augenblick dann auch erlosch. Das silberne Kerzen Kübeli war aussergewöhnlich leer gebrannt. Es fühlte sich nicht einmal mehr leicht fettig an, von den warmen Wachsresten, die es sonst immer hat. In diesem kleinen Alutöpfchen war nicht ein Krümmel Wachs mehr übrig.

Ein leichter Schauer zog ihm über die Schulter ab dieser Präzision, doch vielleicht war es auch nur weil ihm langsam kalt war vom langen stehen. Er nahm denn Zettel in den Sack und ging zurück zur Stadt.

Am nächsten Tag war es wie es meistens war, die Winde drehten auf Südwest, und es begann zu regnen, bis auf 1800 Meter.

 

Kapitel 4

Der Wolf

 

Einige Tage später trieb es ihm eher zufällig nach Kemptal zur alten Maggi Fabrik. Auf der anderen Seite der Strasse ist ein Asylheim.

Er hatte mit einem Mann aus Senegal ein gutes Gespräch. Der Mann aus Senegal sprach perfekt Schweizerdeutsch, obwohl er erst diesen Frühling hier her gekommen sei.

Der Mann erzählt ihm eine längere Geschichte aus seinem Dorf in Afrika. Er lauschte gerne. Sein bereites Lachen breitete sich aus auf die Figuren, die er beschrieb, und es war ihm als ob er das ganze Dorf aus Afrika schon lange kannte.

Doch eben gerade deswegen hatte er dann den letzten Zug verpasst nach Winterthur. Er beschloss nun halt zu laufen.

Wie ein mächtiger Pilz breitet sich die grosse Autobahnbogenbrücke dort über das enge Tal. Die Stützpfeiler wie Lammelen. Gerade Strasse, Bahn und die Kempt haben Platz unten durch und ein Haus steht auch noch da, wie schräg darunter gebaut, wo doch eigentlich die Brücke später kam.

Nach etwa einem Kilometer hörte er lautes bellen. Es war die Pension Meissenholz gedacht für Hunde und anderes Kleingetier.

Ein Hund der bellte nicht er sah ihn nur ganz lange und tief an. Für einen ganz kurzen Augenblick schien es ihm als ob seine Augen bläulich blitzten.

Eigentlich liebte er Hunde, doch er war schlicht zu faul um überhaupt einen zu holen.

Dieser hatte es ihm angetan. Er blieb sicher eine halbe Stunde stehen und bewunderte sein schönes Fell. Wie ein schwarzer Wolf sah er aus, und trotzdem konnte man von weitem sehen, dass dieses Fell weicher und flauschiger war als das schönste Schaf.

Inzwischen war es schon nach ein Uhr Nachts geworden Die letzten Schneereste entlang der Strasse schmolzen schnell, und ein warmer Wind brachte Regen. Die Kempt leuchtete fast weiss in der Nacht, vom mit geführtem Schlamm, Es schien als ob, so nun der ganze Schnee wieder davon floss. In einer weissen Ader dick, unter den Kahlen Bäumen durch.

Nachts um 1 Uhr konnte man keine Hunde kaufen, das war auch ihm klar. Geld hätte er auch keines gehabt.

Bestimmt hätte er die Sache auch schnell wieder vergessen. Schon später an der Töss, im mächtigen Brausen des reissenden Stromes, dachte er nicht mehr an das schöne Fell.

Es zog jetzt ein dünner Nebel auf, noch niedriger als die Wipfel der Bäume. Immer wieder blitzte er blau, von den dunkeln Güterzügen, die über die nahen Schienen ratterten. Verlor der Halter für kurze Zeit die Führung des Stromkabels, blitzte es blau, gespenstisch Blau, im Nebel noch verstärkt. Und es kamen viele Güterzüge, ob das wohl immer so war, jede Nacht?

Beim ersten Blitzen erschrak er noch, bis er wusste woher es stammte.

Er war froh als er endlich bei der alten Grossbuchbinderei Weber AG um die Ecke bog. Das laute Lärmen der Töss hinter sich lassend. Die zu dieser Zeit leere untere Vogelsangstrasse hinauf.

Er hatten den Kopf geneigt die Augen fast geschlossen, einmal rauschte noch ein kleiner Brunnen rechter Hand, dann stand er schon am Bahnhof. Irgendetwas musste es ihm wohl geräumt haben, den letzten Teil des Weges war wie weggefallen.

Müde zog er die klapprige Altstadt Haustüre hinter sich zu und ging fürs erste einmal schlafen.

Eine Woche später hatte seine Schwester Geburtstag. Sie wollte immer auf die Kyburg, die hatte es ihr schon als Kind angetan. Im Dörfchen unten gab es ein Restaurant, wo es dann jeweils für alle Gäste eine Berner Platte gab.

Er mochte diese Feste nicht. Alles war so eingepfercht, in der engen Bauernstube, doch seine Schwester hatte er lieb, und wegen ihr ging er auch immer hin. Er glaubte sie wäre enttäuscht gewesen, wenn er nicht gekommen wäre.

Er stand gerade vor dem Restaurant und rauchte sein Stümpli, das er drinnen nicht hätte rauchen können, weil der Tubak viel zu grün….

Da kam ein Cheep, ein grosser schwarzer. Hinter, voller Hunde, das sah und hörte man schon von weitem. Der Wagen hielt genau auf der anderen Strassenseite eine ganze Bande Hund kamen heraus gesprungen. Als letzter ein schwarzer wie ein Wolf, Alle scharrten sich um einen Man und eine Frau, die sie fleissig an die Leinen nahmen. Doch der Schwarze ging direkt über die Strasse und setzte sich neben ihn hin, als sie er sein Meister. Etwas energisch wurde er gerufen.

Nid über d’ Strass, Eros!

Der Hund schaute kurz an ihm hoch, einmal in die Augen, und folgte dann wie ihm befohlen und kehrte um. Er sagte nichts, raucht nur weiter und schaute den Hunden nach, die auf die Felder zu liefen, mit den alten Apfel und Birnen Bäumen,  mit Sorten, die es nur noch dort gibt.

Er hatte ihn wieder erkannt, den schwarzen Wolf. Ganz leicht ist er ihm über den Hals gefahren, durch das weiche Fell.

Und es schien ihm noch weicher als erwartet.

Er brauchte drei Monate um das Geld zusammen zu kriegen. Er ging in der Zeit jeden Tag nach Kemptal, um mit dem schwarzen Hund zu spazieren. Es gesellte sich noch eine Dame dazu. Eine weisse mit grossen schwarzen Flecken. Eine Strassenhündin aus Bulgarien.

Die Tante Tunia.

Eigentlich hiess sie Sonia, aber ihre übergrosse Ängstlichkeit machte sie schliesslich zur Tante.

Mit dem Tierarzt und allem Drum und Dran war es ein glatter Tausender, der er zusammen bringen musste.

Wo er sonst ehr lebte, von der Hand in den Mund.

Er nahm sogar eine kleine Arbeit beim Theater an der Garderobe an.

Und überhaupt, dieses viele Laufen, weckte ihn ganz ordentlich auf. An dem Tag als er sie nach Hause nahm war es Frühling, und die Vögel zwitscherten, an der oberen Vogelsang Strasse, dem Waldrand nach.

 

Kapitel 5

Eine Holzbeige im Talerregen

 

Überhaupt die obere Vogelsang Strasse bekam er lieb, war es doch eigentlich auch keine richtige Strasse, wie die untere, sondern nur ein Waldrandweg, mit schönen farbigen Kieselsteinen, von den ganzen Moränen, aus denen die Hügel ja bestehen.

Er setzte sich dann jeweils auf ein Bänkli  und die Hunde spielten auf der Wiese, über den Schrebergärten, dahinter noch ein zwei Häuserreihen, dann sieht man hinaus ins Tal.

Oder eigentlich in beide Täler, den Töss und Eulach fliessen hier zusammen, etwas weiter zurück, die Kempt noch dazu. Es wirkte nicht wie ein Tal, sondern eher wie ein grosser Platz in mitten all der Hügelwälder.

Und als er wieder so dort sass, da kam sie wieder, die kleine Frau. Sie hatten es lustig, machten richtig s’Kalb. Spotteten über dies und das, währen dessen die Hunde weiter spielten. Auch sie bekamen ab und zu Besuch, von anderen, die auch hier spazierten. Sie kannten sich schon alle, war er doch fast jeden Tag hier.

Plötzlich stand sie auf und meinte:

Ich will dir zeigen wie man Märchen macht.

Erstaunt folgt er ihr zu einer kleinen Holzbeige. Holzbeigen hat es dort viele am Waldrand stehen. Sie sind alle von privaten Leuten, die dort ihr Chemine holz sagen.

Sie nahm ihren Geldbeutel und begann die Beige zu schmücken, mit kleinen Münzen zwischen die Ritzen und auf die Hölzer, auch auf das Dach, immer mehr, und immer mehr. Obwohl der Geldbeutel ziemlich klein schien, kam da immer noch ein Münzlein raus.

Am Schluss sah die Holzbeige aus wie frisch von Frau Holles Tor. Und die Münzlein funkelten und glänzten im Sonnenlicht.

Da nahm sie ihn bei den Schultern und meinte:

Wir müssen jetzt gehen.

Langsam schlenderten sie auf die nächste Bank und setzten sich wieder hin.

Da kam ein älterer Mann. In seinem Gesicht lagen strenge Züge. Er ging direkt zu seiner Holzbeige, eben dieser.

Von diesem Tag an hatte dieser Mann wie ein leises Lächeln auf seinem Gesicht. Die Geschichte hatte ihn tief getroffen, war er doch immer sehr verbittert, wenn ihm wieder jemand Holz weg stahl.

  

Kapitel 6

Lange Zeit

 

Von diesem Tag an sah er sie nicht mehr, mehrere Jahre lang.

Sein Leben hatte sich geändert. Er arbeitete jetzt auch noch in einem Kindergarten, und nutzte jede freie Zeit, zum durch die Wälder schweifen.

Sicher wenn man ihn gefragt hätte, immer in der leisen Hoffnung, sie wieder zu sehen.

Nie konnte er sie vergessen; das blaue Licht und die Talerbeige. Nur ihr Gesicht konnte er sich nicht merken. Wusste er nur noch, dass sie dunkle Haare hatte, und eben ziemlich klein war, im Gegensatz zu ihm. Auch ihren Name wusste er nicht. Das war nicht so wichtig, in seien Kreisen.

Sein Name war Leonard. Sie sagten ihm Lemi.

  

Kapitel 7

Nurdia

  

In der Nähe des Kindergarten war ein Heim für schwerstbehinderte Kinder, unterhalb einer Kirche, die ein bisschen aussieht, wie eine ganz, ganz grosse Laterne. In der Mitte steht er, mit ausgebreiteten Armen, sicher 3 Meter hoch, über ihm ein grosser Steinbogen einer Kirchen hohen Nische, nachts beleuchtet, was dem ganzen noch mehr den Ausdruck einer Laterne verlieh. Sonntags ist sie immer voll, fast ausschliesslich von Italienern, die lieben die Kirche, besonders die Katholische.

Im Heim drin war gerade wieder jemand im härtesten Kampf gegen die Grippe.

Auch ohne Grippe war sie viel starr wie ein Brett. Alle Muskeln in ihrem kleinen schon etwas verzerrten Körper zogen sich zusammen zum Bogen, bis es ihr den Kopf nach hinten drückte und sie sich zittrig bäumte mit ihrem Bauch.

Am schlimmsten waren die Beine. Die konnte man kaum berühren, und schon ging es wieder los.

Doch hatte sie eben mal gerade nicht die Grippe und keinen Krampf, dann konnte sie lachen wie die Sonne selber. Allerdings ohne Ton, den der einzige Ton, den sie zu formen vermochte, war ihr Jammern, wegen den Krämpfen.

Sie heisst Nurdia

Am meisten freute sie sich, wenn sie jemand mit ihrem Rollstuhl den Mattenbach entlang schob, dort war es immer so schön, besonders wenn die Sonne schien.

Sicher zwei dutzend Hähne krähten sich jeweils um die Wette. Aber wer schon gehört hat, wie lange ein einzelner Hahn braucht, um zum wiederholten Krähen anzusetzen, hätte bestimmt bemerkt, dass dieses ganze Geschrei sehr beruhigend wirkt. Und man konnte nur annehmen, dass gerade Nurdia dies auch wusste.

Was sie denn wirklich wusste über diese Welt, das wusste niemand.

Und es hätte einem auch Angst machen können, wenn da nicht ihr Sonnenlachen jeden Zweifel weggeblasen hätte.

Über ihrem Bett hing eine kleine Laterne etwa die gleiche Form wie die Kirche mit einem kleinen Bogenfenster drin. Dorthin legten die Betreuer Blüten, Blätter und andere schöne Sachen, die sie fanden beim spazieren. Man konnte es zwischen zwei Seidenpapiere klemmen und in das Bogenfenster einsetzen. Ein kleines Lichtlein hintendran, brachte rote und gelbe Herbstblätter, und lila Frühlings Blumen, zum leuchten.

Leuchten das liebte sie

Besonders am Morgen, wenn sie schon um fünf nicht mehr weiter schlafen konnte wegen Krämpfen. Da konnte man ihr, ihr kleine Laterne anstecken und sie sah  sie mit grossen Augen an. In ihrem lieblichen Lichte entspannten sich ihre Glieder, bis zum Frühstück hin, meist wenigstens.

Auch sie war Italienerin, und zeigte sich irgendwo ein Bild mit Engeln oder Mutter Maria, dann war sie fasziniert, fast so wie vom Lichte.

Was niemand wusste, diese Frau konnte träumen wie nur ganz wenige Menschenkinder. Ihre Träume waren noch so wahr, dass ihr das wache erschien, wie im Traum.

Nur manchmal konnte man es erahnen, wenn sie plötzlich aus einem Traum erwachte, hochschoss und sich drehte, was sie sonst nie alleine konnte. Und ihr Herz schlug rasend wild.

Sie träumte viel vom Bogen, dem Licht und den Blumen, doch auch andere geht sie besuchen, in ihren Träumen. Dort ist ihr wohl, denn da muss sie sich die Sache nur vorstellen und der andere hört es in seinem Herzen. Sie brauchte nicht zu sprechen, damit man sie versteht.

 

Kapitel 8

Der Läufer und der Steher

 

Hinter den Hügeln war noch ein anderes Heim. Dort lebte Lucas, ein Autist mit lustigen Augen. Er war so schnell, das es manchmal drei Betreuer brauchte, um ihm den Weg zu bahnen, oder auch zu sperren.

Denn eines konnte er nicht lassen, Wasser trinken, bis es ihm zu den Ohren heraus floss. Einmal verschaffte er sich heimlich Zutritt zum Wasser, über Nacht. Am andern Morgen war er schon fast ertrunken, überall Erbrochenes ganz verdünnt. Mit aller letzter Kraft füllte er sich noch immer Glas um Glas.

Im gleichen Heim lebte auch Erian mit Down –Syndrom. Bei ihm hatte man da Gefühl er habe die ganze Zeit dieser Welt gestohlen. Lässt man ihn irgendwo mal stehen, bleibt er stehen, bis die Welt vergeht.

Nur einmal als man ihn abends im Gang vergass, war er morgens doch irgendwie ins Bett gekommen 2 Meter durch die Tür.

Beide, der eine, der immer dastand und der andere, der schon lange auf und davon, können nicht sprechen.

Der Läufer kannte ein paar dutzend Worte, und brauchte sie für alles.

Erian konnte nur schreien, als allerletzte Notwehr, wenn ihm etwas nicht gefiel. Das war dann allerdings sehr laut und energisch. Es konnte auch mal ein Stuhl fliegen, hinter her, durch die Lüfte sausend, so schnell, wie selber gar nie ging.

Beide haben angefangen mit gestützter Kommunikation, ein neue Methode, wo man dem Betroffenen sein Ich stützt, über seine Haut, mit Vorteil am Ellenbogen beim tippen in Computer.

Von Lucas hört man viel über Wolken, die Winde und die Engel. Erian zeigt sich als scharfer Denker, mit Vorliebe für Krimimalromane, was ihm bis anhin niemand zugetraut hatte.

  

Kapitel 9

Traumbekanntschaften

  

Lemi lernte keiner dieser drei kennen, höchstens das sie sich einmal begegneten beim spazieren. Doch nachts träumte er von allen dreien, nicht dass er sie erkannt hätte, waren sie doch anderer Gestalt. Doch diese drei kannte man, wenn man ein guter Träumer war und in der Umgebung von Winterthur lebte. Etwa so wie alle Winterthurer Herr Skarfaglio kennen ein Beizer aus der Innenstadt, nur ihn dann halt im Wachen, oder mehr oder weniger wachen, weil das Bier wiegt schon manchmal viel zu schwer.

Es war da noch eine andere starke Frau, Sie beschäftigte sich hauptsächlich mit Hulla Hup Ringen, die sie sammelte und bewachte, wie ihre eigenen Augäpfel. Bei ihr wusste man nie genau, war sie jetzt im Ring drinnen oder aussen rum.

 

Kapigel 10

Die Ringe

 

Ja diese Ringe, ob nur halb, als Bogen, oder ganz gezogen, überall stiess Lemi auf sie. Der schärfste steht auf dem Eschenberg und hat eben einen neuen Planeten entdeckt, ein Kleinplaneten zwar, aber immer hin, so 2-3 Kilometer dick, so wie man das abschätzen kann, auf die Distanz.

Er soll zwischen Mars und Jupiter drehen, auf seiner Bahn.

Und als er sich beim Bahnhof, im Regenbogenladen, noch ein Apfel kaufte, schaute der Verkäufer etwas skeptisch durch seine Brillengläser. Lemi war gerade dabei einen etwas seltsamen Gedanke zu denken. Und vergass beinnahe das Zahlen mit der Münze.

Jetzt musste er sich das einmal genauer ansehen. Hatte es ihm doch geträumt, vom alten Stellwerk der Eisenbahn, gerade unter dem Kantonsspital, Dort lag ein Kreis aus Eisen. Er war seltsam in der Mitte, von diesem grossen Platz, gelegen zwischen Wälder Hügeln. Winterthur ist der Name dieser Eulachstadt…. Und Käuze gibt es in den Wäldern ringseltum! Die Käuze ziehen nachts ihre Kreise um die Spitzen ihrer Hügel, im Wald.

Viele male wollte man ihn abbrechen schon, doch immer kam etwas dazwischen, oder besser, die kamen gar nicht ran, an ihn. Denn er war verwurzelt tief, in Herzen alter Bähnler, die alles gaben für die Eisenbahn.

Diese seltsame Tiefe dieses Kreises wirkte stark.

Und ohne etwas zu studieren begann er Blumen zu pflücken, rundherum. Sprang schliesslich hinunter, um die zu legen, in die Mitte dieses Kreises. Er fand dort, genau in der Mitte, eine arabische Münze mit geheimnisvoller Schrift, Auf der anderen Seite war ein Hund, ein Berghund, wie ein Wolf.

Tunia war sofort mitgekommen in den Kreis. Eros aber blieb am Rande stehen und senkte seinen Schwanz,

Dies tat er immer, wenn ihm nicht mehr ganz geheuer war.

 

Kapitel 11

Der Gärtner

 

Noch etwas war ihm aufgefallen auf seiner Wanderungen durch die Umgebung. Hier standen Bäume wie in Amerika! Sekweuen, grosse Tannen hoch, mit vielen kleinen Löchern in der sandigen dicken Rinde, wie Vogelhäuschen. Und es geht ihnen gut, sie müssen schon mehr als 100 Jahre dastehen, denn sie sind schon mächtig gross. Liesse man sie weiter 4000 Jahre gewähren, können sie dick werden wie ein Haus. Dem Lothar hielten sie alle Trotz, wo schon manche Nachbar Tanne in die Lüfte hob.

Wie wenn dieser Förster, vor bald 200 Jahren, gewusst hätte was da kommt!

Denn sie bilden ein starkes Rückgrad, auf den Hügel Wälder ringsum Winterthur. Vom Walche Weiher weg, gibt es eine ganze Allee, die besonders eindrücklich ist.

Da wachsen auch orientalische Baume hier, mitten im Wald, gepflanzt von demselben Förster, wollt ich sagen. Aber eigentlich war er Gärtner, und die Wälder sind Pärke, nur das haben die wenigsten schon bemerkt.

Auch die alte Brücke wirkt wie aus seiner Hand, War es doch ein Japanischer Brückenbogen mitten in seinem lieben Garten. 

  

Kapitel 12

das zweite Auge

 

Untern im Töss hatte er es dann gefunden, in der alten Industrie Anlage, die diese Stadt einst erblühen liess. Es kam viel Kraft aus diesem Kreis immer noch.

Wohin hingegen der obere, nahe beim Spital, die Drehscheibe zum Schlussportal war.

Wie unsere beiden Augen im Kreise sind.

Zum einten Aug hinaus zum andern wieder rein.

Kein Wunder blickte der Man vom Rebenbogen mit der Brille, etwas schief.

Lemi war am Träumen und das bei hellem Tag!

Aber ohne seine Welt Geschäfte zu verlieren, denn zur Arbeit war er immer pünktlich, Uhren, die liebte er! von ganzem Herzen gerne.

Und so können manche Sachen schon passieren, in einer Stadt, wenn die einten noch am schlafen sind.

 

2. Teil

Kapitel 1

Kyburg

  

Und er schaute sich die Kyburg an von der andern Seite her, vom Eschenberg über die Tössschlucht weg an. Er konnte nichts anderes sehen als Friedlichkeit. Das war ihm auch schon früher seltsam aufgefallen, wie friedlich es war auf dieser Burg, und das trotz Eiserner Lady und Kerkerturm. Aber der Brunnen aus dem Hof plätschert es deutlich, alle weg, die bösen Geister.

Aber wieso?

Immer wieder zog es ihn zur Kyburg hin. In einer Nacht oder besser gegen Nachmittag hin, träumte es ihm, von einer ganz kleinen Spielzeug Kyburg, auf einem mächtigen grossen Tisch.

Am Morgen war ihm erst alles klar, dann doch nicht mehr.

Doch erspürte er musste sie nur noch einmal sehen, um zu lüften, des Geheimnis Schleier.

Und er stand diesmal auf dem Winterberg mit Tunia und dem Schneerössli, wie er Eros nannte. Ein Blick genügte. Er musste sich setzten auf ein Stein. Mächtig schob sich eine riesige Kulisse über das ganze Tal. Die Kyburg war nun wirklich klein wie im Spielzeugschrank.

Und er wusste da ist eine alte Geschichte am wirken sehr, sehr viel älter. Als die alten Ritter. Vielleicht war es auch noch aus Zeiten, bevor der grosse Kies kam, aus den Alpen. Und es war bitter kalt!

Irgendetwas war da am wirken.

Um Schmutz zu entfernen.

Alte Schmerzen hatten keine Chance nicht in diesem Tal.

Das spürte er, und wusste zugleich, dass war sein Grund hier zu sein. War es nur, weil er sich fürchtete vor dunkeln Mächten.

Aber die Ringe, der Gärtner und schliesslich der grosse Tisch im Traum bekräftigten ihn, hier sicher zu sein, vor was auch immer.

Dass es nicht mehr überall ganz so sicher war, das hatte er schon früh gemerkt. Als ganz klein kam er nicht aus dieser Stadt.

 

Kapitel 2

Herr der Ringe

 

Und wie so viele war natürlich auch Lemi begeistert vom dem Film, Er fand dass sie es sehr geschickt gemacht haben, mit dem Schluss und so.

Doch das Buch fand er halt auch toll, und las es, jetzt schon zum dritten Mal. Diesmal war er seltsam anders berührt, von der Reise. Der Schleicher, der glich plötzlich ein bisschen ihm. Und das erste Mal begann er auch Lieder etwas zu lesen, wenn auch nur immer kleine Stücke. Eines aber blieb ihm doch etwas unklar, was denn am Schluss mit den Zwergen geschah?

Zogen sie doch nicht mit nach Westerland. Und er fragte sich wo sie wohl geblieben, das kleine Volk?

Und wie gross waren sie wohl wirklich?

Die grossen Gartenzwerge waren zu gross das war klar. Ein Däumling dann wieder etwas zu klein.

Er stellte sich sie etwas so gross vor, wie seine Hand.

Ein Zwerg.

Aber darüber konnte man noch diskutieren, Nur interessiert dies nicht gerade jeder.

Ihm war klar, dass das zu diskutieren gab. Die Kreise, der Gärtner der sehr grosse Tisch und nun die Zwerge...

Da huschte ein Schatten über sein Gesicht. Da stand ihm jemand vor der Nase. Das wusste er, auch ohne die Augen aufzutun. Doch er machte es trotzdem, denn jetzt drohte die Sonne nicht mehr zublenden.

Und, da stand sie wieder, die kleine Frau, und lachte.

Sie schien um nichts gealtert, und fragte ihn nach seinem Stümpli. Doch dieses war gerade erloschen vom genauen sehen, und dem zu grünerem Kraut

 

Kapitel3

Lerdatine

 

Und sie rollten zusammen einen Neuen. Die Hunde mussten sie zwischen durch mal hohlen, denn die bedrohten eine kleine Katze ganz oben auf dem Baum.

„Iiiiiiiiiii nüd nä, d’Müsli!“

Das sollten sie verstehen, Ohren einziehen, und dann mal umdrehen.

Was sie auch taten, nach nochmaligem Sprechen, etwas lauter, beonders das Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!!!!!

Das war lustig! dass ging jedes Mal tief, und liess sie ihre Schnäuze wieder bürsten. Bei „U“ ist das anders, schon fast etwas unheimlich. singt man es gar laut und lang, kann man zerstieben jeden Mückenschwarm.

Nur beim „A“  passiert dann gar nichts, ausser man ist es selber. Doch eben beim rauchen kommt man ab von 100 Sachen. Und dann erst noch zu zweit!

Bis plötzlich Lemi wie aus dem Boden stammpfte;

Kreise, Gärtner, Tisch und wo das Zwergen Volk?

Das erste Mal sah er sie leicht erschrocken.

Das war deutlich genug gesprochen. Sie setzte sich näher zu ihm hin, legte ihm eine Hand auf sein Bein, und meinte;

Und ich heisse Lerdatine.

Wenn du willst komme ich mit auf deinen Wegen. Noch nie war mir jemand begegnet, der so gerade läuft wie Du, Lemi!

Es war eine warme Sommernacht. Am andern Morgen sassen sie immer noch da. Unter der Bank die zwei Hunden, darauf aneinander gelehnt Lerdatine mit Lemi.

Einmal aufgewacht, zauberte Lemi noch ein Stück Brot und einen Käs aus seiner orange Umwerftasche, zwei Servela für unter die Bank, und mit einem kleinem Feuerchen schliesslich der beste Morgen Tee entduftend über das ganze Tal.

  

Kapitel 4

Die Glut

 

Gerade oberhalb des Zelgli und dem Mattenbach im Wald, gibt es eine Stelle, die es eigentlich gar nicht gibt. Rundherum 100 Wege, Hunde, unten sogar Autos, Pferde und Skatende Väter, mit Babywagen. Windelkübel, die keine sein sollten, und grüne Hundeklos.

Die schon besagten Hähne nicht vergessend, bis zum regelmässigem heulen der Feuerwehr.

Einem kleine Bach nach, dann links, und du  kannst 7 Tage lang sitzen, ohne nur einem einzigen Menschen zu sehen. Ein bisschen eingemuldet, gerade unterhalb der Teerstrasse zur Sterwarte hin. Von dieser Strassse her biegst du ab, beim Waldparkplatz, den Bächlein folgend, und dann rechts.

Lerdatine hatte ihren schwarzen Rucksack  immer etwas angefüllt mit farbigen Glas, aus der Abfall Truhe des Tifany- Lampen Geschäft an der Steinberggasse. Ihr gaben sie es immer gratis. Andere mussten bezahlen, ein, zwei Franken je nach Gewicht.

Das ganze Glas hingegen war teuer, war es ja auch handgemacht in 2 Familien kleinen Glasgiessereien aus Amerika.

Lemi behauptete er könne Glas schmelzen am Feuer. Das wollte sie sehen. Und er begann ein Feuer anzuzünden. Zuerst mit etwas Tannenholz dürr zwar, doch noch dran an der Tanne, und so nie modrig feucht! Nur die feinsten Enden nahm er zusammen, zum Bündel, und steckte sein Feuerzeug darunter. Das Holz noch immer in der Hand, es leicht drehend, bis es fängt Feuer rundherum. Zeit es hinzulegen und ganz, ganz sachte zu füttern und doch schnell genug. So jung wie es nun noch ist, gezeugt aus seiner Hand, hätte man es auch nicht mit Blasen erneuern  können, wenn es einmal erlischt.

Das liebte Lemi. Er sprach dann immer mit sich selber, oder eben seinem Feuer;

So mein Kleines, jetzt schon eine Hartbuche? Ja kannst du das schon beissen?

Probier doch mal nur das dünnste Stück. Stumholz im Unterholz verfangen auch fast immer trocken, und schon lange dürr.

Ja, wenn das Feuerchen dann mal 2-3 Buchige oder Eschiges verschlugen hat, ist es über dem Berg. Würde es jetzt wieder löschen, wegen Überschüttung mit zu viel Holz, müsste man nur 12 Mal blasen, und Flammen sprängen erneut aus dem harten Gluten, der dickeren Stecken. Doch jetzt sollten Stämme darauf, denn Glas schmilzt nicht einfach so.

Und wenn es 1000 ist, ist es schon richtig weiss, erst dann beginnt das Glas zu schmelzen. Zuerst biegen sich Flaschenhälse nur ganz leicht, wenn sie nicht schon vorher versprungen sind, dann kommt noch etwas aus ihnen raus. Doch das ist nun kein Wasser, sondern sie selber, grünes Glas, jetzt weiss wie Sonnenlicht. Zuerst mussten sie warten bis das mächtige Feuer sich durch frass zur grossen Glut. Dazu zu rauchen ist jedes Mal wirklich verblüffend! Hat der Tabak doch ein ganz anderer Geschmack am Feuer zu, und das nicht nur in der Werbung: Nein: Das stimmt!

Nur noch im Kuhstall gibt es so was noch. Dort riecht der Tabak wieder anders, wie moosig warmes Mistblattkraut. Der Rauch scheint dort nicht vom Feuer sondern vom Wasser her.

Sind es doch auch die Tiere die dem Wasser fast gleich sind, die Kühe und ihr Mist. Nun sollte es gut sein, meinte Lemi. Er stocherte in die Halbkugel Glut, mit einem langen Stecken, eine deutliche Mulde. Lange musste er sein, der Stecken, den die Hitze liess einem nicht mehr ganz  heran. Das Feuer sah nun aus wie ein grosser Guggelhopf, aus oranger Glut. Alle Kerzen schon abgebrannt. So ganz Orange, war er noch nicht, nicht für Lemis Pläne. Er zog zwei einmal gefaltet Wellkartone aus seinem Orangen Umhangtasche, und gab einen Lerdatine.

Jetzt müssen wir beide von der gleichen Seite her flappen.

Mit denn Kartonen und spielen einen Wind, der brausest über den Guggelhopf, oder besser ein Sturm über Feuersbrunst.

Sie flappten wie die Falter in der Hochzeitsnacht. Der Guggelhopf wurde orange, die letzte weisse Asche war verflogen, dann Gelb und an Stellen an den Rändern der Mulde sogar Sonnenweiss. Das sind sie die 1000, sagte Lemi, jetzt kann es losgehen.

Sie hatten die farbigen Glasssplitter schon von Anfang an, in Trinkgläsern aus dem Brockenhaus, gerade neben dem WWF Laden hineingelegt. Sie ganz nahe um das Feuer rundherum gestellt. Jetzt galt es jedes einzelne vorsichtig mit zwei langen Stecken zu heben, und in das Loch des Guggelhopf, in die stärkste Glut, fallen zu lassen. Einige Gläser sprangen beim Fallen, das konnte man hören andere hielten der Spannung stand. Waren sie doch schon genug heiss zuvor, durch das langsamer anwärmen. Die Mulde war nun voll. Und sie begannen wieder zu Flappen, bis die letzte Farbe verschwunden. Glas war nun nur noch in Form vom Glutenholz zu unterscheiden, beide im gleissen Lichte strahlend.

So und jetzt werfen wir noch Asche, kleine trockenen Erdklümpli und Tannenkriss oben drauf, und rühren einmal vorsichtig um.

Weißt du Lerdatine.

Erdöl pressten die mit solcher Gewalt aus der Erde, mit noch viel mehr Gewalt dann zum Industrie Öl, um gleich noch obendrauf zum Plastiklöffel zu pressen. Um von all dieser Gewalt zur Erde rückwärts zu laufen, braucht dieser Löffel 1000 Jahre oder mehr.

Und genau dieses Rückwärts laufen des Glases, werden wir nun etwas nach helfen,

sagte er geheimnisvoll,

erfüllt vom grossen Verstanden sein von Lerdatine, die dies alles das erste Mal hörte und sah. Noch ein letztes Mal alles zur Weissglut Flappen und dann können wir schlafen gehen, sagte Lemi sichtlich zufrieden mit dem Getanen.

Er legte eine grosse Wolldecke auf dem Waldboden, und eine kleine noch dazu. Die kleine war für die Hunde, Sie waren etwas angeleint. Zu viele stolze Hühner stocherten da in der Umgebung, nur auf Korn und Wurm konzentriert.

Und Tante Tunia liebte Müsli, ob sie nun piepsten fauchten oder gar flogen. Die gackernden Müsli waren halt schon die praktischsten.

Und er hielt sie ganz fest seine Lerdatine. Das erst mal konnte er ihr etwas zeigen, das erfüllte ihn mit grossem Glück.

Sie mussten lange geschlafen haben, dann als sie wieder erwachten, war der Kegel nur noch weiss. Sie nahmen ihre Decken gleich mit ans Feuer und setzten sich, nah zusammen, ans Feuer ran. Nur noch ganz in der Tiefe war noch vereinzelt Glut. Mit blossen Händen begannen sie zu suchen. Ab und zu gebissen von einer letzten Glut, doch gleich wieder erloschen in der dicken Asche.

Und da das erste Glas noch ganz, doch die Ränder in sich eingefallen, so wie bei den bemalten Plastik Yogurtbächerli, die Lemis Mutter immer mit ihnen bemalte, um sie dann bei 200C Celsius im Ofen zu schmelzen. Der ganz Wohnblock stank dann zwar nach versengtem Plastik, aber die farbigen Schrumpfelblütten waren jedes Mal entzückend, wieder erstarrt an das Fenster gehängt, oder als Mobile.

Flink hatte Lerdatine das Glas gepackt die Luft angehalten und vor sie hingesetzt. Klick, zwarck padam, Zwifrisss, und es lag da in sicher sieben Teilen. Doch die waren wunderbar, aber immer noch ziemlich warm. Und wieder zwarg! Der schöne Elefant war nun plötzlich eine Ente und ein Wasserturm. Sie nahmen die Hälfte raus, die andere deckten sie wieder gut zu. Jetzt knitterte und splitterte es von grad so vielen, besser nicht zu nah! Das Zeug kann weit fliegen!! Und ist gar spitz!!!

Über eines gossen sie sogar noch kaltes Wasser, das es zischte und dampfend trocknete. Es sah wunderbar aus durchzogen mit Milliarden kleinen Sprüngen. Doch es gab immer wieder bis Daumennagel grosse Stücke die schienen zu halten. Man konnte sie würgen und schlagen, doch sie blieben ganz, mit all den schönen Sprüngen.

Ich weiss nicht wie lange die beiden die entstandenen Schätzt noch betrachteten. Auf jeden Fall blieben sie drei Tage dort. Lemi ging zwischen durch im Volg an der Breitenstrasse wieder etwas posten, für Essen und Tee, und natürlich die Hunde, die kamen auch mit.

Nur Lerdatine war nicht mehr von der Stelle zu kriegen, immer wieder entdeckte sie noch etwas neues, was sie Lemi noch nicht zeigen konnte.

Es bestand aus roten, blauen, grünem, gelben und anderen Gläsern, die einen Transparent die andern milchig gefärbt.

Und nach drei Tagen forderte sie Lemi auf jetzt  tiefer zu suchen noch im Aschenrest.

Lemi tat es obwohl er wusste, dass da nichts mehr war. Doch was war denn das??

Zwei goldene Ringe!!!

Diese Lerdatine!

 

Kapitel 5

Der Bach

 

Tante Tunia hinkte ein bisschen. Sie kamen gerade über den Wolfsberg zurück, von einer längeren Wanderung, dem Krebsbach nach. Ein Bach auf der anderen Seite des Amelenberg.

Eros merkte es als erster. Er zupfte Lemi am Hosenboden. Dieser drehte sich um, und sah, Sonia hinken. Seine Tante Tunia, was war geschehen? Sie hatte Blut an einer vorderen Pfote. Lerdatine hob sie sanft auf, legte zwei frische Pfefferminzblätter darum, und verband die Pfote mit dem untern Saum ihres Rockes, der nun 5 cm kürzer war. Tunia liess es sich gerne gefallen. Nur Eros zeigte etwas Eifersucht. Doch die beiden Männer liessen ihre Frauen machen, und besprachen die Sache unter sich. Lerdatine war eine ausgezeichnete Hundepfote Verbinderinn. Doch eines war klar, jetzt mussten sie alle pausieren. Sie waren gerade bei einem besonders wilden und schönen Bächli. Lerdatine holte frischen Lehm, der schön goldig, speckig war.

Siehst du Lemi, die roten und blauen Streifen, im Lehm?

Das sind Eisenadern. Dieser Lehm ist besonders stark.

Das hatte nun Lemi noch nie gesehen. Lerdatine formte ein grosser Klumpen Lehm, um den Verband. Sie riss sich noch mal einen Streifen ihres Rocksaumes ab, und verband alles zum zweiten Mal. Das gefiel Lemi. Er fand kurze Röcke schick.

Der Lehm;

begann Lerdatine,

ernährt sich vom Tode.

Legen wir ihn auf, frisst er mit Begierde, alles Schlechte, aus Wunden, verstauchten Gliedern, ja er isst sogar Sonnenbrand, besser als jede Creme. Kennst du sie nicht die Essigsauretonerde, gegen Fieber?

Essigsauretonerde, verstand Lemi immer, als ein besonders raffiniert getauftes Mittelchen vom Apotheker. Doch, dass das was heisst, das merkte er zum ersten Mal.

Das wussten schon die Romas, und viel vor ihnen, die Wölfe, dass Lehm heilt. Weil er hungrig ist nach Schlechtem, und nur so leben kann.

Ist doch praktisch nicht?

Wir brauchen Lebendiges, um nicht zu sterben, und wenn es nur ein paar Walderdbeeren sind.

Die Hunde sind Grenzgänger, sie ernähren sich vom Leben und vom Tode.

Meinst du, weil es Ass Fresser sind? Fragte Lemi.

Genau, die vergraben sogar Knochen, damit sie kippen, ganz in den Tod. Auch stofflich, was man ja dann riechen kann, als Leichen Gestank.

Lemi legte sich kurz hin, und es begegnete ihm so etwas, wie die alte Sonnenmittags Frau, die immer kam, wenn einem früher, der Schatten des gewählten Baumes, im Mittagsschlaf entschwand, und man erwachte schweissgebadet in Sonnenglut. Als Hut gleich noch dazu, den obligaten Stich, zur Erinnerung, noch bis es dunkel wird.

Die heisse Sophie, sagte man ihr, und sie wusste selber nicht, ob sie immer die gleiche war. Sie versetzte einem einen schweren Schlag, aus dicker Luft und Flimmerglut, bis man heben kann, Arm und Bein, ohne dabei aufzustehen. Über Felder gehen kann, doch noch schnarchend. Eigentlich sich vergessend, im Sonnenlicht. Im Tanz mit ihr, der mittags Frau.

Ursprünglich Kaiserin, jetzt nur noch Wanderin.

Und du kannst dich an der Nase kratzen, ohne zu heben deine Tatzen. Durch Wände schauen, mit halbverschlossenen Liedern, und hörst sie singen, alle die vielen Lieder.

Sie sang;

Lonze - tulle - tune - da.

Dies sang auch Lemi als er wieder zu sich kam, und sie sangen es den ganzen Rest des Tages;

Lonze – Tulle – tune - daa.

Abends war der tiefe Schnitt, in Tante Tunias Pfote, ganz zugeheilt. Und der Bach lachte leise, im Geplätscher, das er mit sich trug.

 

Kapitel 6

Die Stauung

 

Es wurde wieder mal der andere Tag. Sie sassen immer noch da. Tante Tunia spielte schon wieder vorsichtig, im weichen Waldboden. Und Lemi schoss fast unter vor Energie. Man sollte nie nachmittags schlafen. Das nimmt einem entweder noch die letzte Kraft, oder aber, man kriegt zu viel davon. Gestochen, wie von der Waldlangrüsselmücke höchst persönlich.

Lemi wagte wieder den süssesten aller Schlafe, der nach Sonnenhöchststand Schlaf.

Ohne Sophies Gruss, dafür gereinigt, wie dickes Moos nach dem Wolkenbruch. Er hüpfte barfuss in den Bach und liess sich wecken.

Kalte Ströme zogen über seine Fussrücken.

Und die Augen suchten die geeignete Stelle, um zu Stauen.

Denn Stauen, das liebte Lemi.

Die Blätter rochen etwas bittersüss, die Modertannennadeln süsssauer  und ein feiner Pilzduft wog durch die Luft.

Es kommen gerade zwei Bäche zusammen an dieser Stelle. In der Mitte sogar, noch ein ganz kleiner, eine Abgabelung des rechten, sozusagen, von ziemlich weiter oben. Dieses Bachbett war nämlich flacher. Vor einer dicken Buche teilte sich eben dieser kleine Mittelarm ab, der dann auch gerade hier zum grossen Bach stiess. Dies weil hier so etwas war, wie ein kleiner See, wenigstens in der Umgebung. Die Abhänge waren muldiger, kurz vor dem Weg. Etwa fünf Meter Bach zurück, war die beste Stelle für die Mauer, Lemi stand gerade davor. Die ersten Steine konnte er noch reichen ohne sein Fuss zu heben, dann musste er weiter aufwärts. Bis schliesslich grössere Steine Mangelware waren, bis weit hinauf. Der Bach kümmerte sich nicht um die Mauer, die da stand.

Unten liess Lemi grosse Löcher, ja richtige Kanäle, denn die Mauer war breit, hier unten, fast ein Meter breit.

Bis zu oberst reichte noch eine Reihe Stein. Dann bis über die Knie hoch!

Der Bogen war nun fast vier Meter. Schön geschwungen, der kürzeste Weg, den Druck mit eingerechnet noch dazu.

Lerdatine setzte sich an Bachrand und schaute zu. Da war die Mauer oben fertig. Lemi rief begeistert;

Kommst du helfen? Wir schliessen das Tor!

Sie begannen aussen bei den Rändern, jeder von einer Seite her. Die Mauer wurde nur innen verkleidet. So drückt das Wasser seine eigene Schale an die Steine, und die stehen da, wie Knochen geschichtet, immer breiter in der Tiefe.

Nimm zuerst faulige Blätter, dann Schlamm mit kleinen Steinen, um am Schluss zehn Zentimeter dick ein zu streichen alles, mit fettem Lehm.

Der Bach floss immer noch durch die Mauer, als ob sie gar nicht da wäre. Jetzt aber kam der Pfropfen, die Mitte dran, und es begann langsam aufzuhören, das Plätschern unten dran. Erst fünf Meter weiter unten erholte sich der Bach etwas, und es floss irgendwie unter der grossen Mauer durch. Es war nur noch Restwasser. Das Seelein drehte langsam im Uhrzeigersinn. Dies sah man an schwimmenden Blätter und Schlamm Fahnen, wie in der Kaffeetasse beim Eingiessen noch den Rahm.

So ging das jetzt sicher eine Stunde. Es stand ein riesen See da. Oben drüber plätscherte der Bach an mehreren Stellen des Dammes. Und war nun unten wieder gleich gross, wie vor dem See.

Das hiess; der See der war nun voll, ach wie Toll!

Lemi zündete zwölf kleine Kerzlein an und liess sie schwimmen, diese Nacht sollte sie noch nicht springen, die grosse Flut. Bald wurde es dunkel. Immer wieder liessen sie kleine Kerzlein auf ihren neuen See. Es war wie im Märchen vom Waldsee.

  

Kapitel 7

Der KerzenHirsch

 

Doch an dieser Stelle zuerst einmal etwas zu den Folgen. Nicht jeder Förster sieht es gern, wenn gestaut wird, und das zu recht.

Es ist eine kleine Katastrophe, die du da auslöst. Schon alleine das Austrocknen des Bachbetts vorher, ist Sterbensgrund für vieles Kleinstgetier.

Erst die Flut!

Wie ein Traktor fährt sie durch das Bachbett. Alles in allem ein Blödsinn. Än richtigen Seich, eben.

Ich sag dies nur, falls nun plötzlich alle in den Wald rennen,

und stauen.

Da müsste man mit dem Förster einen Weg finden, um zu entlasten Bachwürmer.

Ja, könnte ja sein. Es muss nicht jeder Blödsinn unbedingt aus Amerika stammen. Plötzlich wollen alle stauen, dann muss kanalisiert werden. Staufreie Zonen und eigentliche Staubäche, wo man sich gegenseitig das Wasser wegdreht. Aber jeder See ist schliesslich einmal voll. Es können auch Kettenfluten ausgelöst werden, im Teamwerk. Die oberste Truppe beginnt. Ereilt ihre Flut den zweiten See, beide Fluten miteinander, in den dritten See lassen, und so fort, bis es die letzten Mauern von alleine wegbürstet. Das wär ein Gaudi.

Doch halt eigentlich wollte ich Dich bremsen, nicht noch Werbung machen hier. Auf der Packung würde dann stehen:

Stauen kann die Gesundheit ihres Waldes gefährden!

Natürlich bringt man kein Wald in ein Pack rein, dafür könnte man ein Schild hinstellen. Das können wir dich auch gut. Pfähle einhauen und Schilder aufstellen, wir Schweizer:

Ist doch einfach zum schiessen!

Stimmt schiessen dürfen sie ja auch, das ist auch ungesund, zwar für die Ohren, nicht die Hügel. Oder denen nur nebenbei, mit der ganzen Knallerei.

Ja das ist auch wichtig, dass sie schiessen lernen, die Schweizer klar. Doch vom Stauen sollten sie auch etwas verstehen.

Grünes Schild:

Achtung Saustand, ich meine natürlich Staustand. Weiter hinten dann noch ein Schissstand. So würde die Gerechtigkeit wieder hergestellt, im Schweizer Lande.

Lemi wusste, dass es nicht das Beste war, doch sein letzter Stau lag schon Jahre zurück. Meinte er wenigstens, was denn nun auch immer ein Jahr war, für Lemi.

Lerdatine hatte langsam genug von all den Bedenken und begann eine Geschichte zu erzählen.

Wie ein Hirsch damals Zürich gründete und nebenbei auch noch Winterthur fallen liess. Es war der Hirsch mit den zwölf kleinen roten Kerzli auf seinem grossen Geweih. Die trug er. Sodass eine Schar Mönche natürlich hinterher. Denn diese Kuh war nun wirklich sehr heilig, auch wenn es ein Hirschen Männlein war. Ist ja logisch wegen dem Geweih und so…. aber die Mönche wussten das so oder so nicht so genau. Und waren nur magisch angezogen, von dem Riesenrad, dass erste mit Lichtlein, das in Zürich auftrat. Und sie gruben eine Kappelle ein, an der Stelle, wo die Limmat den See verlässt. Heute das Grossmünster. Etwas ausgebaut inzwischen, aber noch Kapelle eigentlich. Die gleiche von damals. Dies erzählt immer Karl de Grosse, der oben sitzt aus Stein, wenn der Turm schlägt; Vier.

Nur er hört es nicht, das Schlagen, mit Ohren ganz verschissen, vom Taubendreck und erst noch hart wie Stein.

Darum wartet man vergeblich auf die Geschichte um vier, denn der Karl versucht immer noch den Glockenton zu erhaschen. Einmal warf ich einen Schneeball, ihm an den Grind. Frage mich nicht, wie ich bis so hoch kam. Voll auf die Nase getroffen, dem Grossen. Da erzählte er die Geschichte nur mir, der kleinen Lerdatine. Und er verriet mir, dass die Mönche den Hirsch wieder springen liessen, um an der Kapelle zu graben. Drei Lichtlein brannten noch bis Winterthur, wo ihn dann eben Albani fand. Und sah, dass es nun auch hier nötig war, eine kleine Stadt zu gründen. Mit drei Lichtlein, eines für die Töss, eines für die Eulach, und das kleinste schliesslich für den Mattenbach.

Lerdatine gähnte und rollte sich bei Lemi ein. War es doch einfach super, dass dieser Hirsch noch nach Norden lief, dacht sie sich noch, bevor sie schlief.

Und es war komisch, aber die Geschichte mit dem Karl dem Grossen glaubte Lemi irgendwie. So was konnte Lerdatine wirklich passieren. Für das kannte er sie jetzt schon zu lange und zu gut, als dass er das dann ausschliessen hätte können. Und die Kerzlein drehten langsam Kreise auf dem See. Es waren noch drei, die brannten.

 

Kapitel 8

Die Maienflöte

 

Ein Jahr später im Frühling, zeigt Lerdatine Lemi noch, wie man aus Haselruten eine Flöte baut.

 

Dieses Kapitel wird noch geschrieben werden.

 

Kapitel 9

Die drei Zwerge

 

Und sie sassen zu Hause bei Lemi, wo jetzt auch Lerdatine wohnte. Der Hausvermieter, ein komischer Kauz, war sehr tolerant. Ihm gehören fast ganz Winterthur und einige Schlösser in der Umgebung noch dazu. Seit neustem besitzt er auch den Winti- Tower. Ein Brocken, von 16 Millionen, wie ein viereckiger Diamant, ehemals von der Sulzer her, das alte Wahrzeichen dieser Stadt. Man sieht ihn ab und zu, ganz Oben auf dem Hochhausdach, die wilden Pflanzen jäten, sonst steht das Haus leer. Es ist ja auch keine Blütenzeit jetzt.

Sie tranken Schwarz Tee. Sie sass auf einem alten Kamelhocker. Er auf der anderen Seite des kleinen Mansarden Zimmers, auf ihrem Bett.

Ausser dass sich das Bett nun verbreitert hatte, dank Brockenhaus, hatte sich nicht viel geändert im Zimmer.

Es war nur noch ein Schrank da, und eben diesen alten Kamelhocker, sonst nichts. Gut, seit er mit Lerdatine hier zusammen wohnte, kaufte er jeweils Dienstag und Freitag, ein paar Blumen auf dem Markt, gerade vor seiner Türe.

Blumen hatten beide lieb. Aber irgendwie braucht man jemand, dem man sie schenken kann, sonst machen sie keine Freude. Die welken Sträusse hängte er an eine gespannte Schnur. So entstand eine art Blumenstrauss Tagebuch an der Decke

Sie schlürfte vorsichtig am heissen Tee, und begann:

Ja, du kannst es mir glauben oder nicht, die drei Zwerge von Winterthur, sie waren ziemlich verärgert, das kann ich dir sagen!

Sie waren etwa so gross wie deine Hand, Lemi.

Und sie fragten mich ob ich ihnen helfen wolle. Ich war begeistert, dachte ich doch Zwerge gibt es nur in Geschichten. Und dann das!

Der, der in der Mitte stand, sagte schliesslich:

Wir werden dir manchmal Stimme sein, wie in deinem Ohr. Und dann tue einfach, was wir dir sagen, und das ist alles. Wir Zwerge geben wenig Lohn, doch das werden wir dann noch besprechen nach getaner Arbeit. Alles mit einander wird es etwas mehr als sieben Jahre sein, dann ist der Dienst zu Ende.

Ich sagte zu.

Seit da hab ich manchmal diese Stimmen im Ohr. Manchmal ist es, der eine, oder der andere, selten der dritte, der damals sprach.

Und glaub nicht diese blaue Tifany- Lampe war von mir.  Ich habe auch keine Kerze dort hingestellt.

Nur eine Stimme hiess mich, den kleinen Zettel zu schreiben, mit den Worten:

Gehe zum Bogen! Es ist wegen dem Schnee.

Und der andere Zettel gab ich einem Pfadi -Mädchen mit.

Nachher liess ich meine Hand noch über das Papier krakeln, und malte noch ein Pfeil. Dass, das eine Karte war, hast du gesehen, Lemi.

Mir sagte er nur, der andere diesmal, im anderen Ohr:

Gib ihn dem Jungen im Widder, mit den langen schwarzen Haaren.

Ich vermute nur, Zwerge sind zu klein um, so eine grosse Tifany--Lampe in die Brückenbodenmauer zu stellen. Vor allem, da sie ja auch nicht mehr die jüngsten sind, und nur zu dritt.

Anschliessend träumte es mir von einem kleinen Mädchen, im Himmelsstuhl gestossen. Sie strahlte wie die Sonne selber und sagte:

Weist du, Lerdatine die Erdenkruste steht auf mächtigen Säulen. In deren Tiefe haben die Zwerge ihre Halle. Es ist heikel, mit den Säulen.

Graben sie nicht schief genug, kann es einstürzen und Erdbeben auslösen. Denn so tief wie das ist, hat schon ein Zwergen Stollen mächtig Einfluss.

Doch auch die gesamte Anlage muss im Gleichgewicht sein!

Sonst kann es passieren, dass es der Erde den Pol umdreht.

Ja, Wissenschaftler haben das nun gesehen. Das war schon mehrere Male geschehen, und war extrem unregelmässig verteilt auf die Erdenzeit. Mit einem Strahlen berichtete sie noch:

Molal ist die Mutter der Moral, als sie noch nicht sauer war.

Molal heisst schlicht Gleichgewicht auf Zwergisch.

Die Zwerge behaupten jetzt, hätte die Kerze nicht gebrannt, hätte es sie damals schon genommen, den Erdball, und er hätte seine Magnetströme, nun vom Südpol ausgeworfen, ins All, dem eigentlichen Beginn. Alles wäre wieder gewesen wie damals, wie Anfangs auch, nämlich, dass der Nordpol wieder einfangen würde den Erdenwind. Immer wenn sie drehen die Pole wird es drei Jahre lang bitter kalt auf Erden, weil die Magnetströme nun nicht mehr richtig schützen, bei der rasenden Fahrt um unsere Sonne. Mit ihr, um das grosse schwarze Loch, im Zentrum der Galaxie.

Die Sonne fliegt zusammen mit ein paar duzend anderen Sternen, in dem Bärenstrom, aus dem auch der grosse Wagen besteht, am Sternenhimmel.

 

Kapitel 9

Bäume hören Tränen

 

Es gab Wochen, da ging es Lucas nicht so gut. Er versuchte noch unerbittlicher irgendwo Wasser zu trinken als sonst und zog ständig seine Jacke an. Auch schupste er gelegentlich einmal einen Mitbewohner und weinte viel. Das sah dann gar nicht aus wie Weinen. Er stand auf und zeigte auf das was Spannung verursachte, und begann mit einem markdurchdringenden Uuuuuuuuuuu………… immer schneller um den Menschen oder die Angelegenheit herum zu kreisen.

Das waren dann Abende, wo mancher Betreuer sich wünschte, der Abendkreis sei schon um, und alle im Bett.

Im Abendkreis gab es immer Geschichten zu hören, und es wurde viel gesungen. Wenn es den Betreuern gelang Lucas auch einmal zum sitzen zu bewegen. Er sass nicht auf dem Sofa, wie die andern. Er hatte einen extra grünen Polstersessel, denn auf dem Sofa wäre es Lucas zu eng gewesen. Enge und Nähe konnte er keine vertragen.

Ausser in der Kirche, da raste er jeweils durch die Haupttür, dann durch das ganze Schiff, bis vor den Altar, dort schnurstracks immer nach rechts, in die vorderste Reihe, obwohl die Kirche immer leer war, wenn jemand mit ihm in die Kirche ging, höchstens der Organist, der am proben war.

Konnte er dort Ruhe zulassen. Der Betreuer konnte sich in die gleiche Reihe setzen wie Lucas.

So einklemmte zwischen Wand und ihm. Das hielt er aus so zwei, drei Minuten, dann wieder raus aus der Kirche, nichts wie raus!

Die Betreuer sassen zusammen, an einem Abend, und machten das, was sie immer taten, wenn sie nicht mehr weiter wussten. Sie schlossen die Augen, und stellten sich Lucas vor, der nun schon lange schlief. Und warteten auf Bilder, einfach nur Bilder, die ihnen erscheinen wollten, wenn sie an Lucas dachten.

Diese Bilder liessen sie dann stehen, und nahmen sie mit, im Herzen. Das konnte helfen, dass es Lucas am andern Tag wieder etwas besser ging.

Ging es ihm nämlich gut, war es schön mit ihm. Er konnte sehr schön singen, und man schrieb mit ihm, wie schon erwähnt mit dem Computer. Dabei zeigte er sich immer sehr besorgt um seine Mitbewohner und hatte manchen guten Rat. Während er sonst seinen Freunden, Gefühle der Liebe, nicht zeigen konnte, ausser eben beim Singen.

An diesem Abend, beim zusammen sitzen, sahen;

die einen, einen Schmuck,

die anderen, einen Baum,

die dritten sahen Lucas als Krankenpfleger auf dem Feld.

Gar nicht wie gewöhnlich drängte sich allen beim anschliessenden Zusammentragen der Bilder noch ein Bild dazu, nämlich;

alle drei in einem. Lucas als Krankenpfleger einen Baum mit Schmuck beschmückend.

Ein Betreuer erzählt Lucas von diesem Bild am anderen Tag, worauf er sofort die Jacke holte.

Im Abendkreis bastelte die ganze Gruppe, jeder so gut es ging, sieben kleine zierliche Schmuckschnüre, aus Glasperlen und Holzstücken und vielem mehr.

Am nächsten Tag durfte Lucas den Betreuer zeigen, an welchen Baum, er kommen soll. Selber aufhängen konnte er den Schmuck nicht, denn seine Finger gehorchten ihm kaum.

Nach zwei Wochen Bäume, schmücken ging es Lucas so gut, wie nie zu vor.

So ging er, dann immer, wenn er traurig war und nervös, mit seinem Betreuer, in den Wald und schmückte einen Baum.

Einmal schrieb er:

Bäume hören Tränen.

Und jemand anders hörte die Tränen auch, denn sie klingelten im Wind von kleinen Messingringen die Kieselsteinen schlugen.

Lerdatine und Lemi waren sehr erstaunt, plötzlich noch einen dritten Hund zu haben, der dort vorne klingelte. Doch es war nur eine der Tränen, von Lucas, die eine Tanne schmückte, und im Winde baumelte.

 

Kapitel 10

Die Tränen

 

Lemi und Lerdatine dachten, das sei politisch, denn an diesem Wochenende stimmten die Schweizer über einen zweiten Stollen ab.

Das war die Politik von Lucas, zu arbeiten mit Wind und Wolken zwischen Bäumen.

Vom Herzen her, hatten sie die Sache schon richtig gesehen, denn was ist Politik anderes, als ein Jammertal?

Und genau das war auch Lucas wichtig, die Menschen aufzurütteln, dann ging es ihm gut.

Sie machten genau neben diesem Baum ein Feuer, und bestaunten die schönen blauen Glassplitter. Während dem das Wasser kochte.

An diesem Abend schlug das Wetter um, und es stellte sich heraus, dass die Geschichte mit der Holzbeige nicht von Zwergen war. Das hatte sich Lerdatine selber ausgedacht;

Märchen zu erfinden, und wahr zu machen, war eine alte Gewohnheit von ihr. Nur vergass sie es zwischen durch. Bis zum nächsten Märchen, dass ihr in den Sinn kam.

  

3.Teil

  

Erste Fragmente:

 

Der Schluss des Kapitels Schneewittchen:

 

….und als sie am nächsten Tag wieder zum alten Wurzelstock gingen, staunten sie nicht schlecht, als in jedem der sieben Kelchlein ein kleiner Herkimer –Diamant lag. Nicht wie die Herkimer – Diamanten aus Neu- York, ganz durchsichtig. Die einzigen, die die Menschen bisher fanden.

Nein, diese Herkimer – Diamanten hatten einen leichten rosa Schimmer. Sie mussten aus einem anderen Stollen stammen, von Menschen bisher nicht entdeckt. Daneben lag ein ganz, ganz kleiner Zettel:

Diese sieben Steine sind für die

Molal

Die Zwerge

Was Molal heisst auf Zwergisch wusste Lerdatine ja aus ihrem Traum mit dem Sonnenwagen, nämlich;

Gleichgewicht!

   

Der Schluss:

 

Und sie sassen zusammen am Waldrand auf einer grünen Bank.

Lemi blieb ein Träumer. Aber er lernte genauer hinzusehen. Und mit seinem Leben besser umzugehen. Das musste sogar sein Onkel sagen, der immer der Meinung war, dass Lemi am absumpfen sei.

Lerdatine war glücklich hörte das Märchen doch gar nicht mehr auf.

Sie legte ganz sachte ihren Arm um Lemi. Und ein Käuzlein pfiff durch die Wälder.

  

Dazwischen nur inhaltlich:

 

Der dritte Teil wird davon handeln, wie sie lernen schöne Orte in ihre Herzen zu nehmen und Tränen zu weinen die heilen, für Bäume die es hören.

Und wie sie, das auch anderen Leuten lernen,

wie die Regenbogenkinder.

Zu dieser Zeit.

Ich wollte zeigen was auf Trip passiert, wenn man trifft auf die grosse Spinne, auch genannt der heilende Geist.

Und wie wir lernen müssen Brücken zu schlagen. Alle. Die Toten wie die, die Leben. Die, die nicht sprechen können, und die anderen.

Dass Träume wahr sind. Und dass nur was in unserem Herzen ist, sicher ist.

Denn die nächste Welt wird in unserem Herzen sein. Und stell dir vor es hätte dort keine Bäume mehr, das wäre dann wirklich schlimm!

Liebe Grüsse lieber Pappa

Patrick

  

Copyright 2003 by Michael Mayer