Restselbstbild

Der Stein des Anstosses.

  

Ich male ein  Bild. Die Flächen wachsen. Sicher das fertige Bild ist statisch. Es unterscheidet sich vom Stein nur durch seine Zusammensetzung. Wie im Stein kann ich im Bild die Entstehungsgeschichte sehen zumindest Spuren von vergangen Prozessen.

Ich stricke einen Pullover. Er wächst. Er wächst nach von mir festgelegten Gesetzten.

Der Pullover unterscheidet sich nur im Saft von der Pflanze. Der Saft der den Pullover zum wachsen bringt ist meine Idee und meine Motivation.

Ich baue ein Auto. Das Auto erfüllt, wenn mit Benzin gefüllt, meinen Wunsch noch schnell nach Brunzikhofen zu fahren. Das Auto erfüllt die Welt, es fährt und hupt. Es unterscheidet sich vom Tier nur dadurch, das es meinen Wunsch erfüllt und nicht den der Erde.

Sowohl Bild, Pullover wie Auto sind nichts anderes als Stein. Speziell angeordneter Stein zwar aber letztendlich nur Stein.

Das was das Bild mit ideenkristallinen Strukturen versetzt, gewachsen von aussen wie ein Kristall; bin ich.

Das was dem Stoff meines Pullover etwas Entstehendes werden lassen lässt, wie das Holz den Baum einkleidet; bin ich.

Das was das Auto zum genialen Flitzer werden lässt; bin ich. Falls ich es auch selber ausgeheckt habe und zusammengeschraubt habe. Sonst lasse ich mich in den weichen Sessel fallen, ausgeheckt von anderen Ichs.

Wir Menschen können die Welt den grossen Stein zu kristallinen Strukturen formen. Wir können den Stein  zum wachsen bringen und ihn tierisch animieren. Er fliegt uns ja auch mit wachsendem Erfolg um die Ohren.

Interessanterweise ist für ein Kind ein Teddybär kein Stein. Er ist ganz klar lebendig ein Wesen.

Für das Kind ist die Kraft die es in den Bären steckt genau so real wie die Flauschige Stoffhülle in die das Kind die Kraft das Bären sendet. Das Wesen des Bären entsteht förmlich vor ihm und dieses steckt es dann in den Bären und das Ding läuft! Zum grossen Neid aller verzweifelten Roboteringenieure im unterschied zum Kind läuft bei ihnen noch kläglich wenig.

Ja es gibt sogar Gegenstände wie zum Beispiel die Kokusnuss. Jahrmillionen Jahre lang waren sie Samen ganz einfach Samen. Dann begann ein Mensch aus ihnen zu trinken und da waren die Kokusnüsse plötzlich auch noch Trinkbecher.

Ja steckt jetzt der Becher in der Nuss oder ist das einfach nur kindisch? Oder war der Samen am End gar kein Samen bevor ihn ein Mensch zu Gesicht bekam. Wurde die Nuss nicht erst zur Nuss als dies der Mensch begriffen hatte?

Begriffen und gespiegelt im Grossen Stein. Da erkannten wir unsere Kraft.

              Kiesel7

 

Copyright 2003 by Michael Mayer