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Kalte Platte

 

Wir sind uns gewohnt die Stube zu dekorieren. Ja bestenfalls noch die kalte Platte. Obwohl das eine kniffelige Sache ist. Die Schinkenscheibli schön im Bogen gefächert anzulegen und geschickt mit Gurkli und Silberzwiebeln eine Note zu setzen, gilt das nicht als Kunst.

Und als ein grosser Musiker den zweiten Teil seines Lebens nur noch Salatsaucen kreierte und dies als die Fortsetzung seines künstlerischen Werks bezeichnete. Auch wenn er sich strikt weigerte jemals Rezepte zu Blatt zu bringen, denn das sie nicht jeden Tag gleich. Besonders nicht bei Salatsaucen, doch immerhin Emulsionen von Fett und Wasser eine heikle Sache. So nahm er halt sein Werk mit ins Grab. Ich freu mich schon heute auf deutlich besseren Himmelssalat, dann später.

Doch was ich eigentlich sagen wollte, da schüttelten die Leute nur noch den Kopf. Salatsaucen wie geschmacklos!

Doch auf unseren Plätzen sind wir ganz verrückt nach Kunst. Aber schlicht muss sie sein und sauber natürlich, bitte keine Schmierereien. Schmierereien wie geschmacklos!

So entgeht uns manches Meisterwerk wenn wir mehr hängen am Namensschild für kluge Diskussionen, über Ab- und Unsichten des gezahlten Meister.

Da sah ich schon manche kalte Platte die mir besser gefiel.

 

Copyright 2003 by Michael Mayer