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Die Zeit

 

Mit der Zeit.

Hätten wir gewusst, dass es zwei sind, hätten wir schneller begriffen an welches Ufer es uns gespült hat.

Ich hab da wieder mein altes Problem, dass ich alles verdreh.

Ich weiss nur, dass sie Kairos und Chronos heissen.

Ich vermute Chronos ist der schnellere. Der, den wir auf den Uhren sehen.

Dann wäre Kairos der eigentlich wirklich noch schnellere. Die Zeit, die unser Herz verlässt. Man kann sagen es ist eine Blume. Ob sie eine Stunde dauert, weiss ich nicht genau. Das wird ja wahrscheinlich auch nicht bei jeder Blume gleich lange sein.

Auf jedenfalls ist sie verwelkt, keimt schon die Neue, dazwischen hat es kleine Perlen wie Parkplätze für Tautropfen, das sind die Orte, wo wir es überblicken können. Dort kann man weilen und sich die Sache überlegen. Auf diesen Perlen dieser Schnur.

Die Tiere haben sie nicht die Perlen. Sie erleben das Leben ganz. Die Pflanzen sind die Schnur selber, während die Steine schon dran hängen.

Und so zieht Kairos durch uns alle durch, und doch hat jeder seine Eigene.

Anders wie gesagt bei Chronos. Ob hier oder Neu – York das geht genau gleich schnell.

Nur wenn man mal gerade nahe der Lichtgeschwindigkeit fliegt. Geht’s ein bisschen langsamer. Aber wer macht das schon.

Schnell wäre man nun dazu verleitet zu sagen, Chronos ist der Böse. Er trennt alles mit seiner Exaktheit, doch auch er hat seine lieben Seiten. Das verstehen wir erst, wenn wir Kairos einmal ganz erlebt haben, so wie die Tiere. Ja dann  bleibt Chronos still. Und mit ihm die Zeit.

Die Welt verschwindet.

Glaubt nicht die Welt ist wegen den Tieren da. Sie sind nur da um uns zu helfen.

Aber das wäre nun doch ein bisschen Schade, wenn nun schon alles zu Ende wär.

Da können wir wieder den Chronos dankbar sein, das er noch eine Zeit lang auf stur stellt, und die Zeit erhält.

Denn wenn man ganz genau hinhört, dann hört man ja auch sein Herz.

Copyright 2003 by Michael Mayer