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Das Gebet

 

Es ist ein Gebiet, in das ich mich bis jetzt, noch nicht eingearbeitet habe, das Beten.

Ich fuhr heute im Bus vom Einkauf her. Ich sass fast ganz vorne, und konnte schauen zurück über den ganzen Bus, wie eine lange fahrende Stube. Ganz zuhinderst im Bus, auf der erhöhten Reihe, sass eine junge Frau mit blondem Haar. Es musste auf dem Hinterkopf zusammen gebunden sein, so wie es fiel.

Da dachte ich gerade an sie. Sie hatte etwas Ernstes in ihrem Gesicht, soweit ich das sah, denn ein Trolle –Bus ist ziemlich lang.

Da plötzlich sah ich sie, im Alter ernsthaft, und arbeiten an einer Aufgabe die noch nicht gestellt. Ich war berührt vom runden und starken dieses Lebens. In dem Moment kehrt sie ihren Kopf, und man konnte sehen ihr Haar gebunden zum Zopf.

Da nahm mich ein Freund vom Geisterland kurz mal an die Hand, und sagte.

Bei Euch auf Erden sagt man sich guten Tag, in dem man sich seine Stirne neigt. Im andern Land dagegen sagt man sich Gruss, indem man dem anderen die kalte Schulter reicht, und seinen Horus zeigt  ein schwarzer Vogel sitzt auf jeder Schulter aller Menschen.

Sie kannten ihn noch die alten Ägypter, Heute kennt man ihn nicht vom sehen, sondern spürt ihn als sein eigens Ich, im Nacken und der Haut.

Eben diesen Vogel hat sie dir gezeigt, als dank dafür, dass du sie erkannt.

Ihr nennt das, Euch begrüssen. Wir nennen das, Beten.

Denn hast du gespürt die starke Kraft die geflossen, eine ganz friedliche Stimmung war plötzlich da, im Trolle -Bus.

Copyright 2003 by Michael Mayer